Nach Corona: eine neue Sichtweise auf unsere Innenstädte

Von Stephan Landau

Die Frage, was unsere Innenstädte in Zukunft leisten sollen, ist nicht neu. Die Pandemie beschleunigt den derzeitigen Veränderungsprozess, wirft aber keine grundsätzlich neuen Herausforderungen oder Chancen auf. Sie kann als Reallabor verstanden werden – für Digitalisierung oder das Testen neuer Nutzungskonzepte. Trends wie die Rückbesinnung zum Landleben und dezentrales Arbeiten im Homeoffice oder im lokalen Co-Working bieten Chancen für unsere Innenstädte im ländlichen Raum. Doch wie sieht die Innenstadt der Zukunft aus – nach der Pandemie? Um das zu beantworten, müssen wir sie aus einer neuen Perspektive betrachten. Gastronomie, Einzelhandel, Dienstleistung, Kultur und soziale Einrichtungen … klassische Betrachtungsmuster werden erfolgreichen Akteur*innen in den Innenstädten einer komplexen Welt nicht mehr gerecht. Wir müssen in neuen, integrierten Ansätzen denken, um zu bewerten, welche Konzepte erfolgreich sein werden.

Erfolgskonzept: Kristallisationspunkte für Interessen und Communities
Es zeigt sich, dass Einzelhändler*innen trotz Pandemie erfolgreich sind, wenn sie entsprechende „Communities“ um ihr Geschäft organisiert haben. Zum Modegeschäft der Zukunft haben Modebegeisterte eine emotionale Bindung aufgebaut. Sie halten sich hier gerne auf, treffen auf Gleichgesinnte und konsumieren ihre Lieblingsprodukte. Haushaltswarengeschäfte scharen die Kochbegeisterten und Bücherläden die Literaturinteressierten ihrer Region um sich.

 Erfolgskonzept: Problemlöser
Einzelhändler*innen werden auch erfolgreich sein, wenn sie die Probleme der Menschen vor Ort erkennen und lösen. Sie werden mehr zu Dienstleister* innen. Modegeschäfte stellen Outfits für nicht an Mode Interessierte zusammen, Haushaltswarengeschäfte beraten zum Beispiel Hotels und Caterer der Region und Buchhandlungen haben Angebote für gute Geschenke auf den letzten Drücker.

Erfolgskonzept: Konsumentspannte Orte
Menschen wollen sich in Innenstädten aufhalten. Eine Schlüsselrolle spielen „Konsumentspannte Orte“ mit hoher Aufenthaltsqualität, aber mit Betreibungskonzept. Freibäder, Co-Working, Makerspace oder ein entspanntes Sofacafé laden Menschen ein, „Ihrs oder Seins“ an geschützten Orten zu machen.

Ein Werkzeugkasten Post-Corona-Innenstadt
Jede Innenstadt ist anders und bedarf eines individuellen Entwicklungsansatzes. Wir brauchen einen flexiblen Werkzeugkasten für die Post-Corona-Stadt. Mit integrierten Konzepten und der Städtebauförderung haben wir bewährte strategische Instrumente. Ergänzende Förderung wie das Programm Zukunftsräume bietet Soforthilfe für einzelne Projekte. Entscheidend ist es, in Dialog zu treten und alle an einen Tisch zu bringen – und das in einer Zeit, in der wir digitale Beteiligungsformate nutzen müssen. Die digitalen Beteiligungsmethoden, die wir gerade erlernen, können auch in Zukunft helfen, mehr Akteur*innen vor Ort unkompliziert in Zukunftsdialoge einzubeziehen. Auch braucht es Mut, in langfristigen, nachhaltigen Perspektiven zu denken. Mit dem Instrument Zukunftsbilder können wir neue Sichtweisen auf Innenstädte anschaulich machen, Debatten anregen und vor allem eins tun: Mut für die Zukunftsgestaltung gewinnen!